Das Klinikum Solingen und die Praxisklinik im Südpark kooperieren bei der operativen Versorgung von Patienten. Dabei werden Ärzte des Klinikums geeignete Patienten ambulant und kurzstationär in der Praxisklinik operieren. Ziel des Modellprojektes ist es, eine optimale und qualitativ hochwertige Betreuung von Patienten auch zukünftig in der Region gewährleisten zu können. Als erste Kasse beteiligt sich die BARMER GEK mit einem Vertrag für ihre Versicherten.
as deutsche Gesundheitssystem stößt in seiner jetzigen Ausgestaltung zunehmend an seine Grenzen. Insbesondere die operative Versorgung von Patienten hat sich, nicht zuletzt durch den medizinisch-technischen Fortschritt, grundlegend verändert. Bei älteren Patienten können Nebenerkrankungen eine Operation komplizieren, was einen stationären Aufenthalt notwendig macht. Für junge, gesunde Menschen ist der Aufenthalt im Krankenhaus hingegen oft nicht mehr notwendig und gegebenenfalls auch nicht gewünscht. Durch Fortschritte in Medizin und Medizintechnik sind heutzutage viele Operationen ambulant durchführbar. Auch die Bundesregierung hat die Prämisse „ambulant vor stationär“ erlassen und entsprechende Reformen auf den Weg gebracht. Das Konzept der beiden Solinger Leistungserbringer orientiert sich daran und leitet Patienten in den für sie individuell richtigen Sektor - ambulant, kurzstationär und stationär - um die Versorgung näher an den individuellen Bedürfnissen der Patienten auszurichten.
Unter Beachtung der jeweiligen Kernkompetenzen - vollstationäre Behandlung im Klinikum und praxisklinische (ambulant und kurzstationär bis 3 Tage) in der Praxisklinik – werden die Patientensteuerung optimiert, Ressourcen optimal eingesetzt und Synergieeffekte effizient genutzt, um gemeinsam und langfristig ein leistungsfähiges Versorgungsmodell in der Region etablieren zu können. “Das Besondere an dieser Kooperation ist die Überwindung sektoraler Grenzen zum Wohl des Patienten“, erklärt Achim Bertram, der als geschäftsführender Gesellschafter und Anästhesist der Praxisklinik schon lange für ein solches Modell wirbt. Den Anfang macht die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- & Halschirurgie unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Sesterhenn. Er und sein Team operieren in der Praxisklinik Patienten, deren Versorgung im praxisklinischen Zwischensektor sichergestellt ist. In der Praxisklinik werden jährlich ca. 8.000 Operationen durchgeführt – rund 80 Prozent davon erfordern anschließend keinen stationären Aufenthalt. Die Anforderungen an Qualität, Hygiene und medizinische Apparaturen sind dieselben, denen ein Krankenhaus unterliegt. „Als Praxisklinik liegt unser Vorteil in der Flexibilität und den vergleichsweise schlanken Strukturen. Innerhalb der vereinbarten Zusammenarbeit bietet jeder der beiden Partner seine Kernkompetenz in der Behandlung des Patienten. Für das System bedeutet dieses Modell einen Effizienzgewinn, ohne die Bedürfnisse des Patienten außer Acht zu lassen“, erörtert Jascha Rinke, der als Gesundheitsökonom in der Geschäftsführung der Praxisklinik intensiv an der Ausgestaltung des Kooperationsmodells mitgewirkt hat.
Im Zuge der Kooperation schließen Klinikum und Praxisklinik außerdem einen Versorgungsvertrag mit der BARMER GEK. „Die Qualität der Patientenversorgung in Deutschland steht auf einem hohen Niveau. Ihre nachhaltige Weiterentwicklung und Verbesserung ist jedoch notwendig, um Versicherten die bestmögliche medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Dazu müssen wie hier in Solingen die Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Behandlung überwunden werden“, erklärt Karsten Menn, Geschäftsbereichsleiter Leistung und Vertrag der BARMER GEK Nordrhein-Westfalen. Für das Klinikum bedeutet die Möglichkeit, auf die ambulante und kurzstationäre Versorgungsinfrastruktur der Praxisklinik zurückzugreifen, mehr Flexibilität für die Einsatzplanung der eigenen OP-Kapazitäten. „Als Krankenhaus der Maximalversorgung mit einer Vielzahl von chirurgischen Fächern hält das Klinikum OP-Kapazitäten für überwiegend komplexe Eingriffe vor“, erklärt die Geschäftsführerin des Klinikums, Barbara Matthies. Hinzu komme eine große Zahl von Notfalleingriffen, die das Klinikum als Überregionales Traumazentrum vornimmt. Barbara Matthies: „Wenn wir Operationen, die für den Patienten unbedenklich sind, in den ambulanten Bereich verlegen können, gewinnen wir zusätzliche räumliche und zeitliche Ressourcen, um aufwendige, planbare Eingriffe bei Schwerkranken und Risikopatienten durchzuführen. Die Kooperation zahlt sich für alle Partner also nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht aus, sondern ist auch als Beitrag für mehr Patientensicherheit zu sehen.“